Eucharistie und Abendmahl: Wo eigentlich liegt das Problem?

Die Fronleichnamspredigt des Kölner Erzbischofs, Kardinal Woelki, habe ich mir mal genau angehört, und zwar auf die Frage hin: Welche Sätze kann ich als lutherischer Pfarrer - im Blick auf das evangelische Abendmahl - nicht mitsprechen? Ich habe nur zwei Stellen gefunden, wo dies zutrifft.

 

Zum ersten Mal, wo Woelki ermutigt, "Ja und Amen" zu konkreten Gestalt der Kirche zu sagen: "..der sagt Ja und Amen zum Papst und zum Bischof… zur sakramentalen Struktur der Kirche… zu den Heiligen und ihrer Verehrung… zum Gebet für die Verstorbenen."…der sagt Ja und Amen zur Kirche, wie sie durch Papst und Bischof repräsentiert und dargestellt ist wird."

 

Die zweite Stelle ist die, wo er auf das Messopfer zu sprechen kommt: "Die Eucharistie ist immer auch Opfer. Messopfer" 

 

"Der sagt Ja und Amen zur konkreten Gestalt der Kirche"  (gemeint ist, wer die Eucharistie empfängt). Auch diesen Satz könnte ich so aussprechen. Sogar die Abendmahlsfeier mit dem Opfer Christi in Bezug zu setzten, auch wenn Martin Luther dies schroff abgelehnt hat, könnte man auch evangelisch ausdrücken und würde doch zu hundert Prozent evangelisch bleiben. Auch die Feststellung, dass Jesus beim Abendmahl die Apostel zu Priestern gemacht habe, könnte ich teilen, allerdings nur, wenn man das "allgemeine Priestertum" und nicht das durch die Weihe abgesonderte Priestertum meint.

 

Gewissermaßen 98% Prozent - wenn man mal von den unterschiedlichen Formulierungs-Gewohnheiten absieht - von dem, was Kardinal Woelki gesagt hat trennt uns Evangelischen nicht von der katholischen Kirche. 

 

Entscheidend ist allein das Ja und Amen zur konkreten Gestalt der Kirche. Hier lässt Woelki keinen Zweifel: Das kann nur die eine, heilige, katholische und apostolische - also: die römische Kirche sein. Konsequenterweise dürfte man - so wie Benedikt XVI. - nur sie als "Kirche" bezeichnen und die anderen als kirchliche Gemeinschaften. Wenn ein katholischer Christ die evangelische Kirche eine Kirche nennt, dürfte er schon streng genommen nicht mehr die Eucharistie empfangen - denn dieses setzt das Ja und Amen zur römischen als der einzigen konkreten Gestalt der Kirche voraus. Tatsache ist also, dass viele Katholiken bis weit in die Priesterschaft hinein nicht wirklich konsequent katholisch denken und sich entsprechend verhalten. Denn dann dürften sie uns nicht als Kirche betrachten. Das Problem ist, aus katholischer Sicht gesehen, die Inkonsequenz in den eigenen Reihen. All das hängt an der Frage, was der Leib Christi, die konkrete Gestalt der Kirche sei. 

 

Um daran noch mal zu erinnern: Katholischerseits wird die Eucharistie durch das (geweihte) Priestertum konstituiert; evangelischerseits (nach Martin Luther) durch dreierlei: Durch das Wort, das Zeichen und den Glauben. Weil das Wort nicht irgendein beliebiges ist, sondern das Wort, das von Gott gesprochen worden ist und in Christus Gestalt angenommen hat und zu dessen Verkündigung die Ordination beauftragt, wir auch in der Evangelischen Kirche (etwa im Augsburger Bekenntnis) vorausgesetzt, dass das Abendmahl im öffentlichen Gottesdienst durch Ordinierte geleitet wird, die sich genau so wenig wie katholische Priester, selbst dazu ermächtigt und berufen haben. Dies geschieht vielmehr durch die Kirche in ihrer konkreten Gestalt.

 

Was also ist die konkrete Gestalt der Kirche? Die durch Papst und Bischöfe konstituierte oder die (so sagen wir es es) durch das Wort Gottes konstituierte? Dies ist ein Klärungsprozess, der nicht ökumenisch, sondern nur inner-katholisch geleistet werden kann, denn, auch wenn wir nicht alle Entscheidungen mitvollziehen, wie sehen auch (!) in der römischen Kirche die konkrete Gestalt der Kirche Jesu Christi und erkennen in der katholischen Eucharistie das Mahl des Herrn wieder. Im übrigen halte ich die Frage, ob wir nichtkatholischen Getauften an der Eucharistie teilnehmen sollen oder nicht, für einigermaßen belanglos. Denn wir selbst feiern Abendmahl und darin den in Christus durch den Heiligen Geist mitten unter uns anwesenden Gott. Dazu laden wir alle getauften Christen herzlich ein, denn nicht das Abendmahl oder die Eucharistie, sondern die Taufe definiert und markiert die Grenze dessen, was wir "Leib Christi" nennen. 

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