Ansonsten zivilisierte Gesellschaften geraten in die Hände von Populisten und Autokraten. Viele ertragen nicht mehr, wie komplex und fragil unsere Lebenswirklichkeit geworden ist. Sie sehnen sich nach einem einfachen und klaren Weltbild und übertragen die Macht denen, die es liefern und die für dessen Aufrechterhaltung Lüge, Hass, Gewalt und Sündenböcke in Kauf zu nehmen bereit sind. Die Wahrheit und eine nüchterne Sicht der Dinge, die für unsere Zukunft unerlässlich sind, vertragen sich nicht damit.
Das ist der Grund, warum wir Christinnen und Christen zunehmend an Bedeutung für Zusammenleben und Kultur gewinnen. Denn so sehr Misstrauen immer wieder neues Misstrauen hervorruft, so sehr ist Vertrauen in der Lage, neues Vertrauen zu wecken. Populismus, Rechtsradikalismus und die Neigung, Autokraten die Macht zu geben, haben ihre Wurzeln in massivem Misstrauen und tiefer Angst. Sie versuchen sie durch das Ausmachen von Schuldigen - Bill Gates, George Soros, Greta Thunberg, die Juden, die Flüchtlinge, die Eliten, den tiefen Staat oder wen es sonst trifft - und durch Bedrohung zu bekämpfen, wodurch die Spirale des Misstrauens immer weiter angeheizt wird.
Wir aber antworten darauf nicht durch Bekämpfung oder Bedrohung. Stattdessen schauen wir nüchtern und schonungslos ehrlich, ohne Vorurteil, Verurteilung und Schuldzuweisung auf die Dinge, wie sie wirklich sind. Darauf antworten wir nicht mit Misstrauen, Verzweiflung, Resignation, Gleichgültigkeit oder Appellen. Uns macht aus, dass wir uns im Vertrauen üben. Vertrauen ist nicht zwangsläufig Schicksal. Es überkommt niemanden, ohne sich dagegen wehren oder es erzwingen oder auf andere Weise darauf Einfluss nehmen zu können. Aber Vertrauen ist ansteckend. Es bewirkt Vertrauen. Den Mut zur Wahrheit und zum Vertrauen - beides geht nur gleichzeitig - zu stiften: Diesen Beitrag können und werden wir leisten. Davon wird viel abhängen. Hier beschreibe ich, auf welche Weise das geschieht:
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