Weil wir reden.
Unser Gott schwebt nicht apathisch, ungerührt, gleichgültig, schweigsam und unerreichbar über dem Ganzen seiner Schöpfung. Die Geschichte von der Kreuzigung Jesu macht deutlich, dass Gott eben nicht allmächtig ist, sondern verwundbar, verletzlich, schwach, ohnmächtig. Seit er den Menschen schuf, ist er auf ihn angewiesen. Er braucht ihn und ohne seine Mitwirkung und Verantwortung ist seine Schöpfung gefährdet (1. Mose 2,15). Ihr Wohl und Wehe entscheidet sich auch daran, ob Gott und wir miteinander ins Gespräch kommen und es gäbe heute kein Christentum mehr, wenn dies nicht in allen Zeiten ungezählten Menschen auf sehr unterschiedliche Weise widerfahren wäre. Das schließt die Erfahrung von Sprachlosigkeit und Sprachunfähigkeit sowie das Erlebnis nicht aus, dass der Kontakt zwischen uns und Gott unterbrochen oder abgebrochen ist. Manchmal finden wir die Worte nicht, um mit Gott zu reden (Röm 8,26) oder wir hören nicht mehr, ob Gott noch mit uns spricht. Dass die Menschen Gott immer wieder aus den Augen verlieren und umgekehrt, spiegelt sich in vielfältigen Erfahrungen, die sie machen, wieder. Wenn es aber gelingt, dass Gott und wir miteinander ins Gespräch kommen, setzt dies eine schöpferische, heilsame und belebende Dynamik in Gang, die natürlich durch menschliche Eigenmächtigkeit wieder gestört werden kann. Schweigen und Hören, aber auch die Worte der Psalmen und die Lieder des Gesangbuchs sind in der Lage, uns die Sprache dafür bereit zu stellen.
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