Die Weltkirche
Oft wird dem synodalen Weg vorgeworfen, die Einheit Weltkirche zu gefährden. Dass auch das am Ende nicht passieren wird - es sei denn, ihr Bruch wird willkürlich herbeigeführt, aber dann liegt die Schuld dafür nicht beim Synodalen Weg - dürfte sich schon aus dem bisher gesagten ergeben. Nicht nur durch die Zeiten hindurch, sondern über die ganze Welt wird die römische Kirche sakramental zusammengehalten. Die Katholische Kirche ist eine faszinierende übernationale, überkulturelle Institution ohne jede Parallele. Ohne die jeweilige Sprache zu kennen, können katholische Christen in Deutschland, Polen, Frankreich, Italien, Irland, Argentinien, Brasilien, den USA, in Afrika oder auf den Philippinen die Messe besuchen - und sie wissen immer, wo so gerade sind. Die Kombination einer weltweiten Kultur und der Fähigkeit, sich jeweils vor Ort auf die jeweiligen Kulturen einzulassen, ist einzigartig. Dass es den Bischöfen von Rom bis heute gelungen ist, diese weltweite, in sich sehr unterschiedliche und manchmal auch zerrissene Kirche zusammenzuhalten, ist bewundernswert.
Der Synodale Weg stellt die Weltkirche in keiner Weise in Frage und es würde ihm auch nicht gelingen, sie aufzuspalten. So kontrovers die Themen sind, die in den vier Foren "Macht und Gewaltenteilung in der Kirche" - "Priesterliche Existenz heute" - "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche" - "Leben in gelingenden Beziehungen" auch sein morgen - sie werden es nicht sein, die die Einheit der katholischen Kirche aufs Spiel setzen. Der scharfe Brief der polnischen Bischofskonferenz (https://episkopat.pl/brief-des-des-vorsitzenden-der-polnischen-bischofskonferenz-in-bruderlicher-sorge-betr-synodaler-weg/) - auch die nordische Bischofskonferenz hat sich kritisch zu Wort gemeldet - vermittelt den Eindruck, das bezüglich der Frage nach der sexuellen Identität, des Zölibats, des Priestertums der Frauen, der Kommunion für Wiederverheirate und der Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften doch eigentlich alles abschließend geklärt sei. Tatsächlich steht aber nichts zur Diskussion und zur Disposition, was die katholische Kirche zur solchen macht. Ob es dabei bleibt, wie es immer war – so fordern es die polnischen Bischöfe – oder ob sich der synodale Weg durchsetzt und auf diesem Wege ausgeprägte synodale Strukturen entstehen - die Katholizität der katholischen Kirche steht weder in Frage noch ist sie wirklich gefährdet.
Das bedeutet aber auch, dass sich im Blick auf das Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtkatholischen Kirchen und damit auch zu unserer Kirche nichts ändern wird. Das hat der synodale Weg auch nicht im Blick, denn er ist eine rein innerkirchliche, keine ökumenische Veranstaltung. Wenn es unsererseits Erwartungen gibt, der Synodale Weg würde auch das katholisch-evangelische Verhältnis beeinflussen, dürften diese enttäuscht werden. Es gibt keinen Grund, keinen jedenfalls, den es nicht eigentlich schon bisher gibt, warum wir jetzt z. B. zur Eucharistie zugelassen werden sollten und warum Katholiken verboten werden sollte, am Abendmahl teilzunehmen (abgesehen davon, dass die Gemeindeglieder in beiden Kirchen sich herzlich wenig darum scheren).
Wir sind nicht Teil der Weltkirche, weil wir nicht in die sakramentale Ordnung der römischen Kirche eingebunden sind und dies ja auch nicht sein wollen. Aber wir betrachten uns – auch daran wird sich nichts ändern – als Teil der, wie es im nizänischen Glaubensbekenntnis heißt, "einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche". Wir unterscheiden uns nicht von der katholischen Kirche im Blick darauf, dass es Priester braucht, um Kirche zu sein - nur das wir das Priestertum, die Priesterweihe mit der Taufe gleichsetzen. Das heißt, es braucht - im Sinne von Mt 18,20 nur zwei oder drei Getaufte, die zusammen den Namen Gottes anrufen, dem Wort Gottes Raum geben, Abendmahl feiern und sich gegenseitig segnen - dann ist da schon im Vollsinn des Wortes Kirche.
Wir Evangelischen sollten also mit großem Interesse zuschauen, was aus dem synodalen Weg wird, aber daran keine großen Erwartungen heften.
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