Die "eine Gemeinde" Düsseldorf, die Michaelsbruderschaft, und unerwartete Perspektiven

Zwei Vorbemerkunge seien hier angebracht, bevor ich zur eigentlichen Fragestellung komme:

 

1. Im Laufe der nächsten vier Jahre, bis zur Presbyteriumswahl 2028, werden in Düsseldorf alle 17 Kirchengemeinden aufgelöst und zugleich der Kirchenkreis Düsseldorf zu der einen Evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf erklärt. Gemeinde und Kirchenkreis sind dann von der Ausdehnung her identisch. Eine Gemeinde im herkömmlichen Sinne wird es dann nicht mehr geben, dazu ist die eine Gemeinde Düsseldorf mit mehreren zehntausenden Mitgliedern zu groß. Gehen wir eine Kirche ohne Gemeinde entgegen?

 

Auf dem ersten Blick scheint das Projekt „Eine Gemeinde Düsseldorf“ typisch für den evangelischen Zentralismus zu sein. Es entsteht der Eindruck, dass es vor allem darum geht, das kirchliche Leben von oben zu steuern und dafür die strukturellen Voraussetzungen zu schaffen.

 

Ein genauerer zweiter Blick könnte jedoch entdecken, dass hier möglicherweise ein sehr origineller, wichtiger, vielleicht sogar bahnbrechender Schritt vollzogen wird. Um dies überprüfen zu können, ist eine zweite Vorbemerkung nötig:

 

2. Jesus hat sich mit keinem Wort zum Thema Kirche geäußert und keine Andeutungen in diese Richtung gemacht. Als die Geschichte der Kirche mit den Pfingstereignissen begann, hatten die Apostel keine Ahnung, was eine Kirche ist und wie man sie organisiert. Sie wussten nichts von kirchlichen Ämtern und Ordnungen. Sie hatten schlicht keinen Plan, wie man Kirche veranstaltet. Es gab keine Theorie oder Lehre von der Kirche, auf die sie sich hätten stützen können. Diese entstand erst, als es die Kirche gab und sie sich aus den damaligen Ereignissen heraus ganz von selbst entwickelt hatte. Erst dann war es notwendig, sich mit der Kirche theologisch auseinanderzusetzen.

 

Wenn man die Dokumente zur Reform der Düsseldorfer evangelischen Kirche durchsieht, gewinnt man den Eindruck, dass Leitung und Synode des Kirchenkreis so ganz genau auch nicht wissen, was am Ende aus diesem Vorhaben werden wird. Das geht aber so völlig in Ordnung. Denn die Apostel hatten nach den Pfingstereignissen auch kaum einen blassen Schimmer von dem, was da entstehen sollte. Die Entwicklung war eigendynamisch. Auch heute wird man damit rechnen können, dass an Stelle der aufgelösten Kirchengemeinden irgendetwas Neues entsteht, wir wissen aber noch nicht, was. Nur soviel ist klar: Was da heranwächst, wird und kann sich nur aus kleinen und kleinsten Zellen heraus entfalten. Vor allem aber kann es nicht von oben geplant und organisiert werden. Wenn Jesus doch etwas zum Thema Kirche gesagt haben sollte, dann hat er mit dem Wort von den „zwei oder drei“ (Mt 18,20) und den Senfkorngleichnis genau darauf hingewiesen. Entscheidend wird sein, dass anstelle der Kirchengemeinden ein solcher Raum entsteht, wo sich solches Leben entfalten kann. Möglicherweise wird dann sichtbar werden, dass die Struktur der bisherigen Kirchengemeinden neues Leben in alten Kirchenmauern eher verhindert als gefördert hat.

 

Die Frage ist, ob es dafür Vorbilder gibt. Ich selbst gehöre der Evangelischen Michaelsbruderschaft an, einer Gemeinschaft, die sich neben den Kirchengemeinden gebildet hat, ohne diese ersetzen zu wollen. Da aber die Kirchengemeinden aus dem kirchlichen Leben verschwinden und die "Evangelische Kirchengemeinde Düsseldorf" diese Rolle aus den genannten Gründen nicht übernehmen kann, kommt auf solche Gemeinschaften unbeabsichtigt und unerwartet die Anfrage zu, ob sie für das, was da entstehen wird, als Muster oder Blaupause dienen könnten. Am Beispiel der Michaelsbruderschaft untersuche ich hier, ob sie als ein (nicht: das) Modell dienen kann, denn sie wird von Eigenschaften gekennzeichnet, die für die

Gemeinden des Neuen Testamentes selbstverständlich waren, für die Kirchengemeinden der Gegenwart aber gerade nicht:

  • Die Mitgliedschaft in dieser Gemeinschaft beruht auf beiderseitiger Freiheit.
  • Die Gemeinschaft ist klein und überschaubar und zugleich öffentlich.
  • Die Ordnung der Gemeinschaft ("Regel") ist für ihre Mitglieder verbindlich und ermöglicht zugleich die unverbindliche Teilnahme von Gästen.
  • An der Mitverantwortung und Mitwirkung im Leben der Gemeinschaft sind alle ihre Mitglieder ihren Gaben entsprechend beteiligt.
  • Die Gemeinschaft ist durchgängig ein Netzwerk persönlicher Beziehungen.
  • Das Leben der Gemeinschaft ist von gewachsenen und geprägten Formen bestimmt.

Die Michaelsbruderschaft ist eine der Früchte der jährlichen Konferenzen in Berneuchen (später Pätzig) östlich der Oder, zu der sich von 1923 bis 1930 Menschen trafen, die in der krisenhaften Stimmung der 1920ger-Jahre einen grundlegenden Neuanfang in der evangelischen Kirche anstrebten. Daraus ist die Berneuchener Bewegung als kirchliche Reformbewegung entstanden, zu der auch die - 1931 in Marburg gestiftete - Michaelsbruderschaft gehört. Zunächst stand sie im Schatten des theologischen Aufbruches, der vor allem mit dem Namen Karl Barths verbunden ist, als auch der Versuche, der evangelischen Kirche ein neues öffentliches Selbstbewusstsein zu verschaffen ("Das Jahrhundert der Kirche"). Im Kirchenkampf hat sie sich eher abseits gehalten, was man im Rückblick kritisch einschätzen mag. Nach dem Krieg stand sie ebenfalls im Schatten der Entwicklung und hatte den Ruf eine konservativ-restaurantiven und katholisierenden Bewegung. Karl Barths Feststellung, dass, wo Stählin sein Kreuz habe, bei ihm seine Tabaksdose stünde, und Helmut Thielickes Vorwurf, es ginge ihnen um Textilien statt um Texte, machten die Runde. Maßgeblich zu dieser Einschätzung hatte sicher Dietrich Bonhoeffers Äußerung beigetragen, die Michaelsbrüder seien "gefährliche Reaktionäre", obwohl er selbst von ihnen nicht so weit weg war. Zuweilen wird - bis heute und aus mir nicht ganz klaren Gründen - Anstoß daran genommen, dass nur Männer dazugehören (in zwei Konventen sind es Frauen und Männer). Auf die Dauer aber hatte sich als maßgeblich erwiesen, dass diese Gemeinschaft nicht durch das - oder ein - Bekenntnis, durch eine theologische Schule, eine Tradition oder die Wertschätzung einer theologischen, kirchlichen oder geistlichen Persönlichkeit zusammengehalten wird, sondern allein durch die miteinander vereinbarte Ordnung, die Bruderschafts-Regel. Deswegen gehören der Bewegung Menschen aus den verschiedensten kirchlichen Traditionen an, lutherisch, reformiert, uniiert, freikirchlich, römisch- und alt-katholisch (man muss also nicht zwingend der evangelischen Kirche angehören, aber einer Kirche schon), deswegen erfreut sich die Gemeinschaft einer ausgeprägten theologischen Flexibilität und Dialogfähigkeit.

 

Es wird auch andere Gemeinschaften geben, die völlig anders in Erscheinung treten, aber die hier beschriebenen Strukturmerkmale werden dieselben oder sehr ähnlich sein. Die Art und Weise, wie Christinnen und Christen sich versammeln und Gemeinschaft bilden, wird sich von der der alten Kirchengemeinden deutlich unterscheiden. Hier beschreibe ich, wie es aussehen wird, wenn die Michaelsbruderschaft zum Vorbild genommen wird.

  • Die Mitgliedschaft in dieser Gemeinschaft beruht auf beiderseitiger Freiheit.

Man kann in unsere Gemeinschaft nicht eintreten wie in eine Kirchengemeinde, eine Partei oder in einen Verein. Man wird aufgenommen. Der Weg bis zur Aufnahme ist länger und nimmt zwei oder mehr Jahre in Anspruch. Menschen, die sich für unsere Gemeinschaft Interessieren, nehmen zunächst als Gast an den Treffen oder Veranstaltungen teil. Das ist auch möglich, wenn man gar nicht Mitglied werden will oder das noch nicht weiß. Es gibt keine zeitliche Begrenzung für den Gaststatus, manche nutzen ihn dauerhaft, weil sie die Mitgliedschaft scheuen und trotzdem dabeisein möchten, woran niemand Anstoß nimmt; als Gast ist jede und jeder jederzeit willkommen und niemand wird abgewiesen. Bei ernsthafter Erwägung, sich der Bruderschaft anzuschließen, schließt sich die Probezeit an, die in der Regel zwei Jahre, aber auch länger davon dauern kann. Der Anschluss an die Gemeinschaft ist also nie das Resultat eines spontanen Entschlusses, sondern das eines langen und von gründlicher Reflexion und vielen Gesprächen begleiteten Prozesses. Nicht alle finden am Ende den Weg zur Michaelsbruderschaft und auch nicht alle werden aufgenommen. Wer also Michaelsbruder oder -schwester wird, weiß, was er oder sie tut und das gegenseitige Vertrauen ist anfänglich gegeben. Das verleiht der Gemeinschaft große Stabilität und ist eine wichtige Voraussetzung für die Regulierung von Konflikten, die es natürlich auch gibt. Dabei ist stets von Augen zu halten, dass es um die Mitgliedschaft in der Bruderschaft geht, nicht um die Mitgliedschaft in der Kirche, die allein durch die Taufe bewirkt wird. Nicht anders dürften es die Gemeinden des Neuen Testaments gehalten haben. Für sie stand völlig außer Zweifel, dass die Mitgliedschaft nicht zum Nulltarif, sondern nun mit der Bereitschaft zur Mitverantwortung, Mitwirkung und Verlässlichkeit zu haben war. Das ist ein stetig wiederkehrendes Thema der neutestamentlichen Briefe.

  • Die Gemeinschaft ist klein und überschaubar und zugleich öffentlich.

Schon dieses aufwändige Aufnahmeverfahren sorgt dafür, dass die Gemeinschaft nicht schnell wächst. Sie bleibt klein und überschaubar und wird zugleich stabil und verlässlich sein, was eine Voraussetzung für ihre öffentliche Zugänglichkeit ist. Um Volkskirche zu sein, braucht unsere Kirche keine flächendeckenden Riesengemeinden, sondern viele kleine, aber verlässliche, bewusst öffentlich zugängliche und sich selbst verantwortende Gemeinschaften, wofür die Michaelsbruderschaft ein Beispiel ist.

 

Mehr als etwa 40 Mitglieder (incl. solcher in der Probezeit) sollte sie nicht haben, damit jedes Mitglied jedes andere kennt. Sollten es mehr werden, müsste sie sich teilen und auf diese Weise vermehren. Zellteilung ist das Prinzip von Wachstum und Leben. Die jeweilige Anzahl von Gästen und unverbindlich an Treffen, Veranstaltungen und Gottesdiensten Teilnehmenden muss dagegen nicht begrenzt werden. Bis auf die geschlossenen Konvente (um die internen Angelegenheiten zu regeln) ist das Leben der Bruderschaft öffentlich.

  • Die Ordnung der Gemeinschaft ("Regel") ist für ihre Mitglieder verbindlich und ermöglicht zugleich die unverbindliche Teilnahme von Gästen.

Das Prinzip des Miteinanders von unverbindlich teilnehmenden Gästen und verbindlich mitwirkenden Mitgliedern ist durchgängig. Würde eine Gemeinschaft nur aus Gästen ohne Verbindlichkeit bestehen, würde sie - bei gleichzeitig unverhältnismäßig hohem organisatorischen Aufwand - sich sehr schnell wieder auflösen. Wenn eine Gemeinschaft die Teilnahme nur von verbindlich verpflichteten Mitgliedern zuließe, würde sie sich abschotten, nicht in Erscheinung treten und auf diese Weise auch bald absterben. Auch die alten Kirchengemeinden waren faktisch aus Verantwortlichen und Gelegenheitsteilnehmern zusammengesetzt. Die verlässliche öffentliche Zugänglichkeit wird durch diejenigen gewährleistet, die die Ordnung oder die Regel der Gemeinschaft verabredet haben und diese auch gewissenhaft einhalten und umsetzen. Dieses Prinzip haben gewiss schon die Gemeinden in Neuen Testament umgesetzt, weil sonst ihre Attraktivität und Eigendynamik nicht erklärbar wäre. Die Verbindung aus Offenheit und Verlässlichkeit ist allgemein ein Kennzeichen christlicher Gemeinschaft.

  • An der Mitverantwortung und Mitwirkung im Leben der Gemeinschaft sind alle ihre Mitglieder ihren Gaben entsprechend beteiligt.

Das ergibt sich aus dem bisher Gesagten. Je mehr die Mitglieder Verantwortung übernehmen und Achtsamkeit wie Eigeninitiative pflegen, umso mehr sind auch Offenheit, Zugänglichkeit, Verlässlichkeit und Zukunftssicherheit gewährleistet. Es gibt kein Autoritätsgefälle oder Gehorsamsgelübde, vielmehr wird die Verantwortung gemeinsam wahrgenommen. Leitungs-  und Mitbestimmungsstrukturen entsprechen dem, was als allgemein üblich praktiziert wird. Das Engagement bezieht sich auf die Treffen, Gottesdienste und Veranstaltungen, vor allem die vier bis fünf Konvente im Jahr, das Michaelsfest im Herbst und die regionales Treffen, aber auch auf das persönliche Leben, das in der Michaelsbruderschaft eine wichtige Rolle spielt. Da die Bruderschaftsregel in den 1920ger-Jahren entstanden (und gelegentlich ergänzt worden) ist, haben sich Voraussetzungen und Lebensgewohnheiten verändert. Daran wird die Regel nicht angepasst, sie soll vielmehr sinnentsprechend angewandt werden.

  •  Die Gemeinschaft ist durchgängig ein Netzwerk persönlicher Beziehungen.

 Eine solche Gemeinschaft kann nur gedeihen, wenn es ein Netzwerk persönlicher Beziehungen ist, in das jedes Mitglied integriert ist. Bei uns hat jeder obligatorisch einen sogenannten Helfer, also ein anderes Mitglied des Konventes, mit dem er sich regelmäßig zum Austausch über das persönliche und gemeinschaftliche Leben trifft. Dadurch wird gewährleistet, dass niemand unbemerkt nicht ge- und beachtet wird. Jedes Mitglied wählt sich selbst seinen Helfer, dieses Helfer-Verhältnis wird durch den Konvent bestätigt. Bei Problemen, Spannungen und Konflikten ist der Helfer der erste Ansprechpartner, die Gespräche mit ihm stehen unter dem Verschwiegenheitsgebot.  Diese sehr bewährte Einrichtung trägt in hohem Maß auch zu einer gelingenden Konfliktregulierung bei, die immer wieder mal nötig sein wird. Die Möglichkeit, mit einer vertrauten Person über sich selbst und die eigenen Erlebnisse und Erfahrungen sprechen zu können, sind ein wichtiges Kennzeichen der Michaelsbruderschaft.

  • Das Leben der Gemeinschaft ist von gewachsenen und geprägten Formen bestimmt.

Jede kirchliche Gemeinschaft bezieht sich auf eine in der Kirche lebendige und wirksame Überlieferung, die durch sie vergegenwärtigt wird. In der knapp hundertjährigen Geschichte hat sich die Michaelsbruderschaft ihre eigene und durchaus originelle Tradition entwickelt. Manche werfen ihr vor, sie würde "katholisieren", weil ihre Gottesdienste Elemente des katholischen Gottesdiensts nutzen und auf einen ersten oberflächlichen Blick wie römische Messen aussehen. Das trifft aber nicht zu. Sie ist ökumenisch offen, aber ihre Wurzeln sind durchweg im Protestantismus zu suchen. Wenn man eine Referenz nennen will, bietet sich dafür weniger das römische Messbuch als vielmehr der Gottesdienst der anglikanisch/episcopalen, der skandinavisch-lutherischen oder der altkatholischen Tradition an. Allerdings denken wir nicht episkopal, wir haben kein Interesse an den Fragen der "apostolischen Sukzession", uns würde auch nicht in den Sinn kommen, wie es jüngst einem bayrischen Altbischof unterlaufen ist, den Papst als "Ehrenoberhaupt" für die Ökumene zu bezeichnen. Was uns bewegt, ist nicht die Suche nach der Nähe zur römischen Kirche. Vielmehr betrachten wir diese wie unsere und wie die anderen Kirchen im Sinne des nizänischen Bekenntnisses als Teil der einen, heiligen, apostolischen und allgemeinen (d. h. "katholischen") Kirche (der "Una Sancta", wie sie gelegentlich formalhaft genannt wird). Diese sehen wir durch die Art, wie wir den Gottesdienst feiern, repräsentiert. So sähe der Gottesdienst aus, wenn die Reformation nicht zur Spaltung der Kirche, sondern zu ihrer umfassenden Erneuerung geführt hätte.

 

Neben der Sorgfalt im Blick auf die Liturgie sind die Tagzeitengebete und das gregorianisch gesungene Psalmengebet ein weiteres Kennzeichen unserer Überlieferung. Alle Treffen der Bruderschaft werden durch sie gegliedert oder gerahmt. Das dritte Kennzeichen ist Einübung und Übung von Meditation, Schweigen und Kontemplation.

 

***

 

Die Welt der alten  flächendeckenden Kirchengemeinden wird untergehen. Dem hat der Kirchenkreis Düsseldorf in einem mutigen Schritt Rechung getragen. Was wird an die Stelle treten? Die evangelische Michaelsbruderschaft, bisher eher im Schatten des kirchlichen Geschehens, wird, ohne dies je angestrebt zu haben, nun zu einem Modell und Vorbild für das, was kommt. Schon jetzt ist erkennbar, dass ohne das Christentum unsere Kultur und Gesellschaft nicht lebensfähig sein wird. An seine Stelle drohen irrationale Ideologien zu treten, die Vernunft und gesunden Menschenverstand außer Kraft setzen. Die kleinen hochverbindlichen, verlässlichen und engagierten Gemeinschaften können dem wehren. Sie werden den christlichen Glauben leben, vergegenwärtigen und öffentlich zugänglich halten. Die Zahl derer, die dafür die Verantwortung übernehmen, wird sehr klein sein. Aber sie werden nachhaltig wirksam sein.

 

Schon im August 1945 trafen sich führende evangelische Persönlichkeiten, uns zu gründen, was später zur EKD, zur Evangelischen Kirche in Deutschland werden würde. Damals schon wurden Entscheidungen getroffen, die sich später als verhängnisvoll erweisen sollten. Die Kirche wurde, entgegen allen anderslautenden Behauptungen, zu einem immer mehr von oben gesteuerten Unternehmen. Es wäre damals von grundlegender Bedeutung gewesen, wenn man ernst genommen hätte, was Karl Barth schon am 16. August 1945 gsagt hat: "Hätte man nicht besser mit recht eingehenden Unterweisungen über den Wiederaufbau der Gemeinden den Anfang gemacht, statt offenbar gleich von Anfang an wieder auf die Synoden hinzuzielen, als ob das Heil fernerhin „von oben“ zu erwarten wäre, von beschlüssefassenden Centralbehörden nämlich, während die von der Not der Zeit auferlegte Decentralisation eigentlich darauf hinweisen sollte, nun vor allem einmal – alle an ihrem Ort – „unten“ ans Werk zu gehen?"

 

Ja, das hätte man. Aber erst acht Jahrzehnte ist die Zeit reif dafür.

 

 

 

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